Goethe auf der Jagd im Thüringer Wald

Veröffentlicht in: Familie und Geschichte, Hefte für Familiengeschichtsforschung im sächsisch-thüringischen Raum, Bd. VIII, 24. Jg., Heft 3, Juli-Sept. 2015, Verlag Degener u. Co.

Wolffgang Nicol und Johann Wolfgang

Am 3. September 1776 herrscht am Kahlert die helle Aufregung: ein ungewohntes Gewimmel von Menschen, Pferden, Hunden. Wo der Rennsteig sich mit der Straße von Großbreitenbach nach Gießübel kreuzt, auf der Höhe des Thüringer Waldes, findet eine Deutsche Jagd1 statt. Das weiß ich, weil mein Vorfahr Wolffgang Nicol Eberhardt davon berichtet. Was mir erst später klar wurde: Johann Wolfgang von Goethe war auch dabei.

EKKEHARD, Familien- und regionalgeschichtl. Forschungen, Hallische Familienforscher, Neue Folge 8 (2001) Heft 2, S. 56ff

Der Fechtmeister

(August Theodor Heinrich Eberhardt, geb. 2. 7. 1855, gest. 20. 1. 1928)

Mein Urgroßvater August Theodor Heinrich Eberhardt ist am 2. Juli 1855 in Arnstadt/ Thüringen als Sohn des Zeugschmiedemeisters August Eberhardt und dessen Ehefrau Johanne Friederike, geborene Weisheit, zur Welt gekommen[1]. Er hat am 20. Juni in Oberröblin­gen am See Clara Johanna Liebscher, die Tochter des Pfarrers Friedrich Heinrich Franz Liebscher und dessen Ehefrau Clara Auguste Maria Nathusius geheiratet[2]. Dieser Ehe entsprangen sie­ben Kinder[3]. Mein Urgroßvater ist ge­storben am 20. Januar 1928 in Köln in der Wohnung Zugweg 12[4], die auch meine Mutter noch als Wohnung seiner Witwe, der Urgroßmutter Jo­hanna, gekannt hat. Die Urgroß­mutter hat ihren Mann, der mit 72 Jahren starb, weit über­lebt. Ich selbst als Vierjäh­rige habe sie noch gesehen im Haus meines Großvaters von Me­ring in der Bismarckstr. 3 im heutigen Kölner Stadtteil Rodenkirchen. Sie starb[5] im für unse­re Familie schrecklichen Jahr 1944, wenige Monate nach ihrem Schwie­ger­sohn Carl, meinem Großvater, und wenige Monate vor ihrem Enkel Eberhard von Me­ring, meinem Vater.

Johann Andreas Kühmstedt war "ein Jäger aus Berka". War er ein fescher Mann in Jägeruniform, mit dem Hirschfänger an der Seite? Ein solcher Jäger wie der, mit dem Schneewittchen in den Wald geschickt wird? Ein Mann, der mit fachlicher Eleganz der bösen Königin das Herz eines Frischlings bringt statt des Prinzessinenherzens? Dass ich einen Jäger unter meinen Vorfahren habe, hat meine Phantasie beflügelt.

Die Liebscher-Saga ist die Geschichte des Akademiker-Stamms unter meinen Vorfahren – oder bescheidener ausgedrückt: des Lehrer – und Pfarrerstamms. Doch gibt es unter den Verwandten dieser Lehrer und Pfarrer auch Ärzte und Verwaltungsjuristen. Damit hebt sich die Familie Liebscher von sechs der andern Urgroßeltern-Stämme ab: von den Windmüllern Liebert und Saur, von den Kaufleuten und Angestellten Eberhardt und Ehlert und von den Handwerkerstämmen Allendorf und Behn. Ein Arzt kommt bei den Behns im 19. Jahrhundert vor. Die von Merings weisen in unserer Vorfahrenlinie vor unserem Vater nur drei Universitätsabsolventen auf.

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