Ein neues Jahr beginnt. Man merkt es kaum. Hat sich auf unserer Homepage im letzten Jahr etwas geändert?
Große Umbauten haben bestimmt nicht stattgefunden. Und ich habe auch nur wenige neue Nachrichten verfasst. Vielleicht wirkt die Homepage www.von-mering.de verlassen?
Das ist sie nicht.
Zwar habe ich keine großen Forschungsreisen angestellt und kein völlig neues Thema der Familiengeschichte in Angriff genommen, aber ich habe mich bemüht, Lücken zu schließen und Widersprüche zu beseitigen.
Und stolz bin ich darauf, dass ich Anfragen an meine e-mail-Adresse immer beantwortet habe. Durch diese Anfragen habe ich auch großen Gewinn gehabt:
1. habe ich durch eine solche Korrespondenz das Kirchenbuch von Luttange bei Thionville in Lothringen im Departementarchiv Metz gefunden, online. Darin stehen die Eltern und Großeltern meines Vorfahren Pierre Henry. Die Herkunft dieses napoleonischen Offiziers ist nun nachprüfbar, er stammt aus einem lothringischen Dorf. Der Zivilbeamte in Saarlouis, 1802 noch ungeübt, hatte die Kirchenbuchangaben nicht richtig gelesen! Dass die Lothringer immer viele Soldaten für das französische Heer stellten, las ich im faszinierenden Buch von David M. Hopkin, Soldier and peasant in French popular culture, 1766 – 1870, The Royal History Society 2003.
2. habe ich durch einen anderen Korrespondenten den Geburtsbrief meines Vorfahren Samuel Hirschberger gefunden. Meine Großmutter Edith Liebert hatte berichtet, dass ihre Urgroßmutter aus Thorn stammte und Anna Sophia Hirschberger hieß. Die Familie Hirschberger gehört aber nicht zu den alten Familien der Thorner Neustadt. Im Stadtarchiv Thorn fand ich schon 2006 das Bürgerbuch. Dort war verzeichnet, dass Anna Sophias Vater 1761 das Bürgerrecht in Thorn erwarb und dazu einen Geburtsbrief aus Pirna vorlegte. Aber den Geburtsbrief selbst fand ich erst dies Jahr – und damit Samuels Herkunft aus Pirnaer Handwerkergeschlechtern. Was hätte meine Großmutter dazu gesagt, dass sie sächsische Vorfahren hatte – sie fühlte sich durch und durch als Preußin!
3. habe ich schon 2008 durch eine E-Mail erfahren, dass ein älterer Bruder meines Urgroßvaters Peter von Mering, ein Carl von Mering, in Hamburg eine Nachfahrin hat. Diese Verwandte hatte sich über meine Homepage gefreut, weil sie gar nicht wusste, dass es auch heute noch lebende Merings gibt. Dies Jahr meldete sich nun eine weitere Nachfahrin dieses Carl. Carl war wie mein Urgroßvater Peter ein Sohn des Grenzaufsehers Franz von Mering und der Catharina Henry. Carl kam wohl 1876 aus Koblenz nach Hamburg. Er war Schlosser und man darf vermuten, dass die Werften im Hamburger Hafen ihn anlockten. Als ich 1960 in Hamburg studierte, gab es noch eine Schlosserei Franz von Mering. Leider interessierte ich mich damals noch nicht für Familiengeschichte! Immerhin habe ich zwei Menschen meiner Generation den Weg ihrer Abstammung eröffnen können. Und mich hat es veranlasst, den Stammbaum der jetzt in Deutschland lebenden Merings noch einmal durchzusehen.
4. habe ich durch eine Anfrage aus dem Dorf Polleben nach meinem Verwandten Johann Gottlieb Heise gelernt, mich mit digitalisierten alten Büchern zu befassen. Die Doktorarbeit Heises von 1757 ist online nachzulesen, das brachte mich auf die Idee, auch online nach der Promotionsschrift meines Vorfahren, des Generalarztes Adolph Gustav Behn, zu suchen. Und ich fand sie! Dadurch konnte die Biographie Behns durch Abbildungen des alten Drucks belebt werden. Sobald der 2. Teil der Biographie im März im EKKEHARD in Halle erschienen ist, werde ich die Erzählung auch auf meiner Homepage zur Verfügung stellen – allerdings ohne Abbildungen, also viel weniger schön!
5. Das Rätsel einer Taufe in Kremsier/Kromeriz in Mähren blieb dagegen ungelöst. Zwar konnte ich durch Hinweise einer entfernten Verwandten das Taufbuch der Kirche Panna Marie in Kremsier online einsehen und die Richtigkeit des Geburtsdatums meiner Vorfahrin Francoise Blandin, das in ihrem Heiratseintrag in Saarlouis überliefert ist, nachprüfen. Aber warum ihre Eltern um 1780 von Saarlouis nach Mähren zogen und dann doch ab 1785 wieder in Saarlouis sesshaft wurden, das klärte sich nicht. In Mähren war der Vater „inquilinus“, also weder Bürger, noch Dienstbote, noch Soldat. Er könnte auch dort, wie später in Saarlouis, Gastwirt gewesen sein, meinte ein Kenner der Verhältnisse, denn dazu brauchte man nicht Hauseigentümer zu sein. Aber das bleibt Vermutung. Das Stadtarchiv Kromeriz antwortete mir nicht.
6. Eine andere Anfrage, die Polleben betraf, konnte ich auch nicht klären. Dabei war das eine besonders interessante Anfrage. Haben die Vorfahren meines Mannes, die Lippolds, eine Vorfahrin in Polleben, dem Ort meiner Ahnen? Wären also unsere Familien schon einmal verschwägert gewesen? Aber die Lippolds haben ihre mütterlichen Stämme nicht erforscht, ihre Forschung ist überwiegend patriarchal. Ich konnte zwar sehen, dass meine Vorfahren, der Pfarrer und der Lehrer von Polleben, Paten bei dem Kind des Orgelbauers waren, dem Vorfahren der fremden Forscherin. Aber ob dies Kind zur Familie meines Mannes gehörte, das blieb im Dunkeln.
Dass ich manche Texte wegen neuer Kenntnisse umschreiben oder verbessern musste – und auch weiter muss! - dass die Generationenlisten und Stammlisten zeitweilig „in Reparatur“ und deswegen nicht verfügbar waren, dass ich immer wieder entdecke, dass ich manches jetzt besser weiß, als manche Geschichten erzählen – das war so und wird andauern. Aber es scheint meine Besucher nicht zu stören. Immer sehe ich einige lesen, ohne zu erfahren, was ihnen gefällt und was nicht. Nur Forscher melden sich, mit konkreter Frage. Aber das ginge mir ja genau so.
Ich danke allen Korrespondenten für ihre inspirierenden Fragen und Hinweise und wünsche allen Besuchern ein gutes Neues Jahr 2013!