Am 21. Oktober dieses Jahres findet wieder das Seminar „Vertiefende Familienforschung“ statt. Der Genealoge Roland Geiger aus St. Wendel lädt dazu ein. Er hat für einen hübschen Ort, die Burg Lichtenberg in der Pfalz, gesorgt, ein interessantes Programm an Vorträgen zusammengebracht und ich bin sicher, dass die Teilnehmer wieder die liebenswürdigen Familienforscher sein werden, die ich meist schon kenne. Denn die „Vertiefende Familienforschung“ gibt es seit 30 Jahren! Sie kommen aus dem Saarland, der Pfalz, dem Hunsrück und vom Mittelrhein. Ich bin seit 2017 dabei.
Am 19. Oktober dieses Jahres feiert der genealogische und regionalgeschichtliche Verein EKKEHARD in Halle sein 30jähriges Bestehen. Eigentlich waren 2020 die 30 Jahre voll – aber die Pandemie verhinderte ein Treffen. Nun soll das nachgefeiert werden, wie es sich gehört: mit einem Vortrag des Gründungsmitglieds und langjährigen Vorsitzenden Bernd Hofestädt und einem Empfang in der ehrwürdigen Marienbibliothek an der Seite der Marktkirche. In diesem Verein bin ich seit 1998 Mitglied. Aber ich bin nicht die einzige Auswärtige. Überwiegend zwar sind die Mitglieder aus Halle und Umgebung, aber es gibt auch viele aus anderen Teilen Deutschlands.
Meines Alters wegen bin ich außerstande, beide Einladungen anzunehmen.
Die Tagung auf der Burg Lichtenberg in der Pfalz habe ich schon im Frühsommer gebucht. Roland Geiger will mich im Auto mitnehmen auf die Burg, die sonst für mich unerreichbar wäre. Deswegen muss ich vorher anreisen. Ich habe mir vorgenommen, zwei Tage in meiner Geburtsstadt Saarbrücken zu verbringen. Die Stadt ist mir fast unbekannt, denn meine frühe Kindheit habe ich im Pfarrhaus des nahen Dorfes Heusweiler verbracht. Schon 1946, mit 8 Jahren, habe ich das Saarland für immer verlassen.
Dem Hallenser EKKEHARD bin ich tief verpflichtet. Es ist mein erster genealogischer Verein. Alle meine Anhaltinischen Familiengeschichten sind im EKKEHARD gedruckt worden – und auch per favore manche andere. Anregung und Hilfe habe ich dort reichlich erfahren, fröhliche Treffen erlebt. Halle kenne ich gut und bin dort immer wieder gern.
Zwei Einladungen, fast gleichzeitig, von Menschen und Institutionen, die ich hoch schätze. So weit voneinander entfernt wie meine Herkunftsfamilien. So etwas nennt man wohl einen Loyalitätskonflikt.
Ich habe mich für Saarbrücken entschieden – schon wegen der großen Entfernung von Ahrensburg. Wer weiß, wie lange ich noch so weit reisen kann! Und ich werde auch in St. Wendel erwartet. Aber es ist mir sehr leid um das Hallesche Jubiläum. Genealogie war in der DDR verpönt. Gleich nach der Wende 1990 beschlossen einige Menschen aus dem Kulturverein, sich der Geschichte ihrer Stadt auf familiengeschichtlicher Basis zu nähern. Den Ausgangspunkt machte Händels Abstammung. Dieser Mut, dieser Schwung hat mich angezogen und gefördert. Ich habe so viel dort gelernt.
Loyalitätskonflikte gehören zum Leben. „Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen,“ zitierte meine Großmutter gerne Friedrich Schiller. Man kann leicht mehreren Genealogie-Vereinen angehören, aber nicht gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzen.