Die Eberhardt-Saga

Die Eberhardts stammen aus dem Thüringer Wald. Natürlich sind sie evangelisch-lutherisch. Die erste Eheschließung, die ich nachweisen kann, hat 1692 in Großbreitenbach stattgefunden. Da heiratet ein Fenstermacher Eberhardt die Tochter eines Fenstermachers Eberhardt – das wird wohl seine Kusine gewesen sein. Das Handwerk der Fenstermacher umfasste "im Osten" das, was im Westen Deutschlands zwei Gewerke, die Tischler und die Glaser, leisteten. Die Fenstermacher fertigten nicht nur den Holzrahmen, sondern setzten auch das Glas ein. Glas wurde im Thüringer Wald schon seit dem Mittelalter hergestellt.

Unser Vorfahr Wolffgang Nicol Eberhardt, 1736 in die große Sippe Eberhardt hineingeboren, will etwas Besonderes sein, er ist "der Kunst ergeben". So wird er weder Fenstermacher noch Handelsmann wie seine Verwandten, sondern zu guter Letzt Lehrer in Altenfeld. Reich wird er nicht, stirbt auch früh, so dass sein Sohn Nicol Wolffgang Eberhardt, unser nächster Vorfahr, keine Ausbildung bekommt. Er wird Handarbeiter, später Kastenknecht, d. h. Küster in Arnstadt etwa um 1800. Auch dessen Sohn Johann Adam Heinrich bleibt in diesem Amt: Gartenarbeiter und Kastenknecht um 1830. Arnstadt ist damals eine wachsende Stadt. Auch die Familie Weisheit, Nachkommen von Kleinbauern und Fuhrleuten im Thüringer Wald, kommt nach Arnstadt. Des Lehrers Urenkel, Ernst August Christian Eberhardt, kann sich wieder eine Lehrzeit leisten: er wird Zeugschmiedemeister in Arnstadt. Seinen Kindern bringt es kein Glück: der junge Meister stirbt 1857 mit 25 Jahren "an Krämpfen", die Mutter Johanna Friederike Weisheit muss als Waschfrau die Kinder aufziehn. Unseres Urgroßvaters Heinrich Eberhardt Kindheit ist ebenso von Armut geprägt wie die von unserm Urgroßvater Peter Mering. Aber während Peter ein Handwerk lernt, geht Heinrich zur Eisenbahn.

Trotz der unermesslichen Menge an Literatur über die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland gibt es fast nichts über die Ausbildung der Menschen, die bei der Bahn eingestellt wurden – mit Ausnahme der Lokomotivführer. Unser Urgroßvater aber war kein Lokomotivführer, er hatte eine Art Buchhalterstelle bei der Bahn. Rechnen und schreiben muss er gut gekonnt haben. Das Rechnungswesen der stetig sich entwickelnden Reichsbahn wurde von Hand registriert. In riesigen Büros saßen die Beamten. Heinrich kam schnell voran. Mit 25 Jahren konnte er die Pastorentochter Johanna Liebscher aus Oberröblingen am See heiraten und mit ihr nach Deutz ziehen. So kamen die Eberhardts an den Rhein. Natürlich suchten sie eine evangelische Kirche und fanden sie in der neu aufstrebenden Stadt Ehrenfeld. Clara Eberhardt, die älteste Tochter von Johanna und Heinrich, lernte im Kirchenchor den jungen Bildhauer Carl von Mering kennen. So wurde Clara unsere Großmutter von Mering.

 

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