Polleben

Zuerst veröffentlicht in: EKKEHARD, Familien- und regionalgeschichtl. Forschungen, Hallische Familienforscher, Neue Folge 5 (1998) Heft 4, S. 112ff

Ausgerechnet Polleben! Ein kleines, verschlafenes Dorf, 7 km nordöstlich von Eisleben. Ein Jahrhundert lang, von 1730 bis 1837, ist es für einige meiner Vorfahren der Mittel­punkt der Welt.

Sie kommen nach und nach, denn sie gehören nicht zu den Ansässigen, den Bauern etwa, den Häuslern und Anspännern, den Müllern, Bäckern oder Fleischern. Nein, sie kommen von außen, als Zugereiste, Fremde, und übernehmen ihre Aufgabe, ihren Part im Dorf, lassen sich nieder, heiraten, bekommen Kinder, gehören da­zu, sterben in Polleben. Und dann verlassen sie Polleben auch wieder: Mit einem jungen Paar, Kantorensohn und Pa­storentochter, verheiratet 1814, nimmt die Familiengeschichte Abschied vom Dorf. Die nächste Generation wird in Brandenburg an der Havel geboren. Eine Weile, bis zum Tod der letzten 1837, leben noch die Großeltern in Polleben. Eine Weile wird das Dorf noch erinnert als Geburtsort der Eltern, dann als Heimat der Groß- und Urgroßeltern. Und dann wird Polleben vergessen. Ich glaube nicht, daß meine Großmutter väterlicherseits mit dem Namen noch etwas verbunden hätte. 100 Jahre Pol­leben werden einfach verges­sen.

Ein Jahrhundert lang aber war alles dort so wichtig! Man kannte so genau die Lage der größeren und kleineren Höfe, die Namen ihrer Bewohner, ihre Felder und Gärten, die Straße nach Gerb­stedt und die nach Eisleben, die Ober- und die Bornmühle, die Bäcke­rei Hofmann und die Fleischhauerei Sachs, besonders aber die St.Stephanskirche mit ih­rem alten Wehrturm und dem Friedhof darum, das Pfarrhaus mit Scheune und Stallun­gen, das Kantorenhaus, die Schule und schließlich das sogenannte Herrenhaus, das als Sitz des Amtsverwalters diente. Man kannte die Obrigkeit: den Kirchenpatron und Inha­ber des Amtes Polleben, den jeweiligen Herrn von Phul. Näher und genauer kannte man seine Stellvertreter, den Pächter des Amtes, hieß er nun Nieder­meyer oder Krebs oder Wenzel, und den Justitiar Popendiek. Und hinter der Obrigkeit standen die Grafen von Mansfeld als Lehnsherrn, denn Polleben liegt im Mansfeldischen. Aber schon 1730 überragte der Schatten Preußens die schwachen verschuldeten Grafen. Und wuchs von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, und erwies sich als die eigentliche Obrigkeit in Amtsverwaltung, Rechtspre­chung, Kirche und Schule, lange bevor der Herr Otto von Phul starb, der "letzte seines Stammes". In die hundert Jahre Polleben fällt die Schlacht bei Jena und Auerstädt und die Völkerschlacht bei Leipzig.

Als erster der Vorfahren stellt sich Johann Bartholomäus Heise, ein Bergmannssohn aus Botten­dorf, in Polle­ben ein. Er war "Informant", so etwas wie Hilfslehrer, an der Schule des Francke­schen Waisenhauses in Halle gewesen und bekommt - durch wessen Fürspra­che auch immer - 1730 die Kan­toren- und Schulmeisterstelle in Polleben[1]. Deswegen kann er am 11. 5. 1730 in Halle Susanna Eli­sabeth Wagner, die Tochter eines Sanduhr­machers[2], heiraten. Das junge Paar zieht ins Kanto­renhaus neben der Stephans-Kir­che. Das Haus steht heute noch, während von der Kirche nur der Turm übrig ist. In diesem Kantorenhaus wimmelt es bald von Kindern, von denen 5 aufwachsen: Johann Gotthilf und Ludwig, die beide Amtsverwalter im Mansfeldischen werden, Chri­stiane Elisabeth, geboren 1747, später verheiratet mit Martin Hochheim, Johann Chri­stoph Arnd, geboren 1749, später Zinngießermeister in Querfurt, und die jüngste, meine Vor­fahrin Susanna Elisabeth. Gerade in dem Jahr ihrer Geburt, 1755, kommt ein weiterer Vorfahr nach Polleben: Bartholo­mäus Krebs als Pächter des Amtes Polleben. Darüber gibt es eine feierliche Ur­kunde vom 17. Juli 1755[3].

Was die "Übergabe des Amtes Polleben" in allen Einzelheiten bedeutet, ist nicht leicht erzählt. Die Familie von Phul als "Inhaber" kann das Amt Polleben unbestritten und mit Zustimmung der Grafen von Mansfeld verpachten. Anscheinend will sie nur den Ertrag des Amtes, nicht die Mühewaltung. Unser Vorfahr Bartholomäus Krebs, ein königlich-preußischer Ober­amtmann, ein Aufsteiger und self-made-Mann soweit ich weiß, damals 55 Jahre alt, tritt als Pächter auf. Offensichtlich verspricht er sich davon Gewinn. Krebs ist kein Jurist. Deswegen wird gleichzeitig mit dem Pachtvertrag ein Notar aus Eisleben namens Popendiek als Justitiar des Amtes Polleben vereidigt. Er muß beschwören, nach des Kaisers Karls V. Peinlicher Halsgerichtsordnung, nach der königlich-preußischen Criminal-Ordnung sowie nach dem Codex Fridericianus, der Polizei-Ordnung und den übrigen Brandenburgischen Landesgesetzen zu verfahren. Der Pollebener Richter Alslebe und die Schöppen Pallas und Thiele sind Zeugen. Die zu­sammengerufe­nen Einwohner geben dem neuen Pächter Krebs und dem Justitiar Popen­diek die Hand, zum Zeichen, daß sie sie als ihre "Obrigkeit" anerkennen. Sollte der 50jährige Schulmei­ster und Kantor Bartho­lomäus Heise bei dieser Gelegenheit dem kö­niglichen Oberamt­mann Bartholo­mäus Krebs die Hand gegeben haben, was bei der Stellung eines Lehrers im Dorf wahr­scheinlich ist, so hät­ten sich am 17. Juli 1755 in Polleben zwei fast gleichaltrige Männer begrüßt, die 1814 in Bran­denburg in meinem Ururgroßvater Franz Heinrich Friedrich Liebscher einen gemein­sa­men Nachfah­ren haben sollten.

Was sagt das schon? Vielleicht blieb es bei diesem einmaligen und nicht belegbaren Hän­dedruck zwischen Schulmeister und Oberamtmann. Ich weiß nicht, ob Bartholomäus Krebs je im Herren­haus von Polle­ben gewohnt hat. 1763 je­denfalls lebt er auf seinem Gut in Ahlsdorf[4]. Und selbst wenn beide Männer mit Namen Bartholomäus eine Weile im selben Dorf gelebt hätten: hätte sie je eine Ah­nung beschlichen, daß die Ururenkelin des einen den Enkelsohn des andern heiraten würde? Wenn wir bei einer oberflächlichen Be­kanntschaft dergleichen wüßten, wür­den wir dann unser Ge­genüber schärfer ins Auge fassen?

Der Vorfahrenzustrom nach Polleben ist damit nicht zu Ende. Im Jahr 1771 kommt aus Holden­stedt ein weiterer Vorfahr nach Polleben: Johann Gottlob Lieb­scher, ein jun­ger Schuldiener. Schul- und Kantorendienst werden allmählich dem 66jährigen Johann Bar- t­ho­lo­mäus Heise zu schwer. Aus finanziel­len Gründen kann er auf die Kan­toren­stelle aber nicht ver­zichten. Einen Sohn, der Kantor wäre, hat er nicht[5]. So sucht und findet er einen Schwiegersohn: Am 26. No­vember 1771 heiratet der cantor substitu­tus Liebscher die jüngste Tochter des cantor senior Heise, nämlich Susanna Eli­sabeth[6]. Su­sanna ist am 18. Juli dieses Jahres 16 Jahre alt gewor­den[7]. Gottlob ist 23 Jahre alt[8]. Ob sie ein hüb­sches Paar sind? Es ent­steht ein ge­meinsamer Haushalt mit den alten Heises und die Be­zahlung der Leh­rer- und Kantoren­tätigkeit - zum großen Teil Natu­ralien, die aus den Schuläckern selbst erwirtschaftet werden müssen - reicht für alle. Oder besser ge­sagt: muß für alle reichen[9]. Auch die jungen Liebschers be­kommen bald viele Kinder.Nun sind es schon zwei Vorfahrenpaare: die Heises und die Liebschers. Aber nicht lange, und es tritt ein drittes Paar dazu: die Schmidts.

1773 wird die Pfarrstelle in Polleben vacant durch den Tod des alten Pastors Johann Ernst Friedrich Schumann, mit dem der Kantor Heise so viele Jahre lang zusammengear­beitet hat. Das Eislebische Consistorium, der Graf Heinrich von Mansfeld[10] und der Pa­tron Herr von Phul[11] einigen sich als Nachfolger auf Andreas Valentin Leberecht Schmidt, einen Eislebener, der schon 10 Jahre Berufserfahrung aus Ahlsdorf mitbringt[12]. Er ist nicht mehr jung: 44 Jahre alt[13]. Aber seine Frau Maria Elisabeth ist erst 29, eine Pasto­rentochter aus Nelben und, man staune, die Enkelin des ehemaligen Pächters des Amtes Polleben Bartholomäus Krebs. Anscheinend hat sie ihren zukünftigen Mann ken­nengelernt, als sie bei ihrem Großvater Bartholomäus in Ahlsdorf zu Besuch war[14]. Vier kleine Kin­der bringen die Schmidts nach Polleben mit, dar­unter meine Vorfahrin Johanna Erdmuthe Friederica[15]. Weitere Kinder des Pastorenpaars werden in Polleben geboren.Nach den Kirchenbüchern scheint es, als hätten die Taufen und Beerdigungen der Klein­kinder das Leben bestimmt. Diese Patenschaften allein! Da lernt man die Pollebener ken­nen: die Pächter des Amtes Polleben, Niedermeyer[16] und später Wenzel[17], den Amts­rich­ter Alslebe, den Eigentums-Müller Wolschendorf, den Born-Müller Wolffendorf, den Ober-Müller Sachse, den Bäcker Hofmann und den Accise-Einnehmer und Schöppen Kummer samt ihren Frauen. Dazu die Verwandten der Familien: die Amtsverwalter und der Zinngießermeister Heise, die als Frau Liebschers Brü­der immer wieder als Paten vor­kommen[18], sowie der Bruder des Kantors Lieb­scher Johann August[19], Cammerdiener bei Herrn von Phul. Aber auch gegenseitig ist man Pate: Schmidts bei den Lieb­schers und Liebschers bei den Schmidts.

Natürlich sind die Schmidts mit den Lieb­schers eng verbunden, schon von Amts wegen. Die Reformation hat Schule und Kirche einander zugeordnet. Der Pfarrer ist Schul­auf­sichtsbehörde, und der Kantor als Leiter des Gemeindegesangs unentbehrlich im evan­ge­lischen Gottesdienst. Zusammen haben sie ihre ersten Erfahrungen mit dem Dorf und seinen Bewohnern gemacht, ihr Amt und seine Besoldung durch die Dorfbewohner ver­bindet sie. Sie sind keine Eigentümer und Anspänner! Ihre Häuser und Gärten sind Dienstwohnun­gen. In schlechten Jahren, wenn es den Dorfbewohnern die Ernte verdirbt, stehen sie schlecht da, weil der Entgelt für ihre Dienstleistun­gen ausbleibt. Gemeinsam erleben sie den Tod der alten Heises: 1779 stirbt Johann Bartholo­mäus[20], 1782 seine Frau Susanna Elisabeth[21]. Und gemeinsam erleben sie, wie Andreas Valen­tin Schmidt er­krankt, von 1783 an kränker und kränker wird. Der Schulmeister muß mit Andach­ten einsprin­gen, die Schulmeistersfrau der Pfarrfrau beistehen. Längst nicht alles muß har­monisch gewe­sen sein. Doch in Polleben, davon kann man aus­gehen, waren Pfarrhaus und Schul­haus aufeinander angewiesen. In diesem Sinne ist 1786, das Geburtsjahr meines Vorfahren Josef Gotthilf Benjamin Liebscher, ein Schicksalsjahr für das Geflecht familiärer Beziehungen zwischen den Schmidts und den Liebschers. 1786 stirbt Pastor Schmidt nach dreijähriger Krankheit, die ihn zunehmend ans Bett gefesselt hat Und es tritt ein unbekannter Mensch in diesen seit langen Jahren gefüg­ten Kreis.

Der neue Pastor heißt Friedrich Christian Carl Ramdohr. Er ist 26 Jahre alt und Pasto­ren­sohn[22]. Polleben ist seine erste Stelle. Als er am 5. Januar an­kommt, ist er nur pastor substitutus. Der Kranke lebt noch. Wie mag die große Familie Schmidt ihn empfangen haben? Drei Söhne und vier Töchter, sieben "unversorgte" Kin­der, d.h. alle Töchter noch unverheiratet und alle Söhne noch ohne Stellung. Johanna Erdmuthe Friederica, die älte­ste, nachdem die erstgeborne Tochter als Kleinkind starb, ist 20 Jahre alt. Wahrscheinlich haben Ramdohr und sie sich bis dahin noch nie gesehen. Die Begegnung ist ernst, selbst wenn man noch hofft für den 56jährigen Kranken. Substi­tut kann man viele Jahre sein, das sieht man an Liebscher, und der Vorgänger Schmidts, Schumann, war es über fünf Jahre bei seinem Vater. Bei seinem Vater! Als der junge Mann und die junge Frau sich begegnen, ist über die Bedingungen wahr­scheinlich schon geredet worden. Herr von Phul will im Falle des Todes des alten Pfarrers die Kinder und die Witwe versorgt sehen.

Während dieser entscheidenden Monate im Jahr 1786 ist die Frau des Kantors, Susanna Lieb­scher, wieder schwanger. Was mag sie miterleben, was empfinden, was hoffen? Gerne wüßte ich, ob sie redselig war, lebhaft, gesellig oder eher still und nachdenklich. Am 5. Januar kommt Ramdohr an, am 5. Juni stirbt Schmidt und am 27. September wird ihr noch einmal ein Sohn geboren, Benjamin[23]. Die Witwe des verstorbenen Pastors ist seine Patin und wahrscheinlich ist schon beschlossen, daß sie die Großmutter der Kinder des neuen Pastors Ramdohr werden soll, um so die Frage der Witwenpension zu lösen. Die Fäden sind geknüpft. Benjamin ist das Paten­kind der Großmutter seiner zukünftigen Frau.Wie sagt der Malermeister Franz Meer? "Früher war alles sachlicher." Wohl wahr. Aber als im nächsten Jahr, am 20. September 1787, zum ersten Mal "fast nach 50 Jahren" eine "priesterliche Hochzeit" auf der Pfarre gefeiert wird, da klingt der Eintrag wie ein einzi­ger Ju­bel. Friedrich Ramdohr und Erdmuthe Schmidt erfüllen gern die Bedingungen, die ihnen das Leben stellt. Der neue Pfarrer fügt sich ein in den Kreis der Familien Schmidt und Liebscher. Die Hochzeit wird prächtig gefeiert. Benja­mins Eltern sind dabei, aber "in einer besonderen Stube" mit den Honora­tioren von Polleben, dem Richter Alslebe, den Kirchvätern Brause, Pallas, Wehring, Meyer und Hermann, den Vorstehern und Schöp­pen Lange, Kummer und Printz, nicht bei den Verwandten. Noch nicht! Ob Ben­jamin bei sei­ner Mutter sein darf? Er ist noch nicht ganz ein Jahr alt. Er kann nicht wissen, daß es die Hochzeit seiner Schwiegereltern ist.

Dies ist der dichteste Familienknoten in Polleben! An dieser Hochzeit am 20. September 1787 nehmen 8 Vorfahren teil: Zunächst natürlich das Brautpaar selbst, dann die Eltern des Bräuti­gams, Pastor Johann Christian Ramdohr und seine Frau Johanne Louise, beide aus Groß-Schier­stedt angereist und aus Aschersleben gebürtig. Die Mutter der Braut, die Pfarrwitwe Maria Elisabeth Schmidt, geborene Eisfeld aus Nelben an der Saale, Enkelin des Bartholomäus Krebs, die schon seit 1773 im Pollebener Pfarrhaus wohnt. Und das Kantorenpaar Liebscher mit dem kleinen Benjamin, seit 1771 in Polleben vereint, wobei Susanna Elisabeth sich geradezu als Pollebenerin fühlen kann, denn sie ist, wie ihr kleiner Sohn, hier geboren. Es folgen Jahre, die uns nachträglich als dörfliches Glück erscheinen können. Der junge Pfarrer Ramdohr über­nimmt von seiner Frau die Sympathie für die Liebschers. Beim nächsten Kind der Liebschers, der kleinen Beata, ist er Pate. Vielleicht ist er bei seiner Jugend und mangelnden Erfahrung auch sehr auf den Kantor und Schulhalter ange­wie­sen. Was er von seinem Schwieger­vater nicht mehr erfahren konnte, was seine Frau nicht weiß, fragt er ihn. Auch er hat viele Kinder, 15 insgesamt. Auch ihm sterben viele, 8 zu seinen Lebzeiten. Eine von den überlebenden ist Johanna Louise Friederica, geboren am 31. Januar 1791. Vielleicht guckte der 5jährige Benjamin bei ihrer Taufe zu!

Johanna Ramdohr und Benjamin Liebscher aber werden es sein, die Polleben in die Ver­gangen­heit verweisen. Gerade daß ihre Eltern lange gesund bleiben und als Schulhalter und Pastor in Polleben alt werden, macht es nötig, daß die Jungen das Dorf verlassen, um Arbeit und Brot zu suchen. Das ist keine so besondere Geschichte. Viele Familien haben ihre Heimatdörfer, aus de­nen sie aufgebrochen sind in die Städte. Und auf Dörfern ist es normal, daß man sich kennt, sich heiratet, miteinander verwandt wird. Aber in meiner Familie hat es das selten gegeben, daß ein Dorf in dieser Weise zur Welt wird. Und wenn man genau hinschaut, ist Polleben doch nur Kulisse, nicht Bo­den der Familiengeschichte. Man lebt im Amts­haus, im Pfarrhaus, im Kantorenhaus flüchtiger als im Bauernhaus. Man hat hier "keine bleibende Statt", trotz der Gräber auf dem Stephani­kirchhof.

In der Erde von Polleben ruhen neben ihren früh verstorbenen Kindern 7 von meinen Vorfahren: Andreas Valentin Leberecht Schmidt, Pastor in Polleben von 1773 bis 1786, gebürtig aus Eisleben[24].Johann Bartholomäus Heise, von 1730 bis 1779 Schulmeister und Kantor in Polleben, die letzten Jahre emeritus, gebürtig aus Bottendorf. Seine Frau Susanna Elisabeth Heise, geborene Wagner, von 1730 bis 1782 in Polleben, gebürtig aus Halle. Frau Catharina Elisabeth Liebscher, geborene Tänzer, die Mutter des Kantors und Schulhalters Johann Gottlob Liebscher, die sich in Polleben nur die letzten drei Monate ihres Lebens von Oktober bis Dezember 1793 aufhielt[25].Friedrich Christian Carl Ramdohr, Pastor in Polleben von 1786 bis 1828, gebürtig aus Aschers­leben[26].Der Kantor Johann Gottlob Liebscher, in Polleben von 1771 bis 1834, die ersten Jahre substitu­tus, die letzten emeritus, gebürtig aus Obergreißlau bei Weißenfels[27].Seine Frau, Susanne Elisabeth Liebscher, geborene Heise, die ihr ganzes Leben von 1755 bis 1837 im Dorf verbracht hat. Mit ihr stirbt die letz­te unserer Vorfahrinnen in Polle­ben[28]. Nicht in Polleben verstorben und deswegen auch nicht dort begraben sind bezeichnen­derweise die beiden Pfarrwitwen Maria Elisabeth Schmidt, geb. Eisfeld, und Johanna Friederike Erdmuthe Ramdohr, geb. Schmidt. Beide, Mutter und Tochter, haben nach dem Tod ihrer Männer das Pfarrhaus verlassen. Vermutlich sind sie zu einem ihrer Söhne gezogen. Ihre Gräber muß ich woanders suchen.



[1] Acte D I 24a im Francke'schen Archiv in Halle: S. 34 d: "Jo.Barthol. Heise Bottendorf-Querfurt nat. 1705 kam auf Halle auf die Acad. 1728 und zur Mädch.Schule 1729 m:Maj: war nicht ohne guten An­fang im Christentum, studia beßerten sich; mit dem Vortrag wurde es auch immer beßer, u. führt gut regium. 1729 m.Xbr. gieng er in condition. Jetzt ist er in Polleben Cantor."

[2] Kirchenbuch St. Moritz Halle: "H. Johann Bartholomäus Heise, wohlverordneter Cantor in dem fürst­lich Manßfeldischen Amte Polleben mit Jgfr. Susanna Elisabeth, H. Johann Christoph Wagners, Bür­gers und Sanduhrmachers allhier Eheleibliche jüngste Tochter copulirt in dieser Kirche 4 Pf. 11. May 1730 vorm. um 11 Uhr."
[3] LHA Magdeburg, Rep A 32 a Nr. 261i, S. 25ff

[4] bezeugt durch das "Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen", das das Kirchenbuch von Ahlsdorf vom 8. 4. 1763 zitiert: "jetzt auf dem Hofe des Großvaters Oberamtmann Krebs"

[5] Seine beiden lebenden Söhne sind Amtsverwalter, Johann Gotthilf Heise zuerst auf dem Helms­dorf'schen Amte, dann auf dem Winkel in Wettin und schließlich in Micheln und Ludwig Heise im Amt Volkstedt - nach den Kirchenbucheinträgen von Polleben

[6] Kirchenbuch Polleben 1771: ".... den 26. November. Herr Johann Gottlob Liebscher, cantor substitutus allhier, Herrn Johann Gottlob Liebschers, gewesenen Cantoris in Holdenstedt nachgelaßener eheleibl. äl­tester Sohn, mit Jungfrau Sußanna Elisabeth Heisin, Herrn Johann Bartholomäi Heisens, Cantoris Se­nioris allhier eheleibl. jüngsten Tochter."

[7] Kirchenbuch Polleben 1755: "16. Susanna Elisabeth Heisin, Herrn Johann Bartholomäi Heisens, Can­toris allhier und seiner Ehefrau Susanna Elisabeth Tochter ist am 18. Julii Freytags abends um 8 Uhr geboren und am 21. ejusd. Montags getauft."

[8] Kirchenbuch Obergreißlau 1748: den 14. Sept. des Nachts um 12 Uhr ist dem hiesigen Schulmeister Hrn. Johann Gottlob Liebschern ein junger Sohn gebohren, und den 16. darauf mit Nahmen Johann Gottlob getauft worden.

[9] wegen des Gehalts (Salarium) siehe die Kirchenrechnungen von Polleben in quellen/schmidt.doc

[10] siehe die Quellen zur Amtsübernahme von Schmidt in quellen/schmidt.doc

[11] Nachruf auf Pastor Schmidt im Kirchenbuch von Polleben 1786

[12] siehe Karteikarte Schmidt zum Sächsischen Pfarrerbuch

[13] Kirchenbuch Eisleben von 1729: Namen: Andreas Valentin Leberecht

d. 13. Septembr. ist H. Friedrich Leberecht Schmiedry, Stadtschreibern allhier und seiner Fr. Ehe­lieb­sten Anna Magdalena Dorothea ein Sohn gebohren und den 15. ejusd. zur Hl Tauffe befördert worden."

[14] Kirchenbuch von Nelben/ Saale, S. 124, Nr. 8:

1744 d. 23. Octobr. Abds 10 Uhr gebahr Johann Friedrich Eisfelds Pastoris loci Ehefrau Sophia Elisabeth gebohrene Krebßin eine jg. Tochter und wurde den 27. Octob. getauft, empfing d. Nahmen Maria Elisabeth. Pathen waren 1. Herr Gottfried Eisfeld Rathman (?), Bürger und Brauer zu Cönnern als mein lieber Vater, 2. Frau Anna Maria Thürmerin aus Ober-Plötz als ihre liebe Groß-Mutter, 3. Frau Anna Maria Eisfeldin gebohrene v. Soden Spht (Specht?), J. G. Eisfelds, Pastoris zu Domnitz Ehefrau als liebe Schwester.

[15] siehe Karteikarte Schmidt zum Sächsischen Pfarrerbuch.

[16] Pate 1747

[17] Pate 1792

[18] Kirchenbuch von Polleben 1774, 1779, 1784

[19] Kirchenbuch von Polleben 1774 und 1781

[20] Kirchenbuch Polleben 1779: 8. den 22. May abends um 8 Uhr ist der hiesige Cantor emeritus Hr. Jo­hann Bartholomäus Heiße, im 74. Jahr seines Alters verstorben und den 26. ejusd. mit einer Leichen Predigt und Abdanckung be­graben worden.

[21] Kirchenbuch Polleben 1782: 3. den 19. Mart. Abends gegen 5 Uhr starb Frau Susanna Elisabeth Hei­sin, weiland Herrn Johann Bartholomäus Heisens, gewesenen Cantoris und Schuldieners allhier hinter­laßene Witbe, an der Brust-Kranckheit im 70. Jahr ihres Alters und wurde mit einer Leichen-Predigt am 23. ejusd. war der Sonabend vor Dom. Palmarum christl. zur Erde bestattet.

[22] Kirchenbuch Aschersleben 1760: Herrn Conrect: und Prediger an der Gemeinschaftskirche Johann Christian Ramdohr ein Sohn Freitag den 21. Nov. Morgens um 3 Uhr geb. und Sonnabend den 22. die­ses Friederich Christian Carl getauft.

[23] Kirchenbuch Polleben 1786, Nr.19: 27. Septbr., Donnerst. früh um 10 Uhr ist H. Joh.-Gottlob Liebscher, hiesigen Cantors Ehefrau Johanna Elisabeth Heisin mit ein Sohn niedergekommen, welcher den 31. Septbr. getauft ist. Die Pathen waren:

1.) Frau Maria Elisabeth Schmidt, seligen Pastoris allhier Joh. Valentin Leberecht Schmidts Frau Eheliebste

2.) Herr Joh. Simon Kummer, Königl. Accis- u. Contributionseinnehmer, Gerichtsschöppe und Anspänner allhier

3.) Herr Joh. Christ. Brause, Königl. Taxator und Ober-Kirch-Vater

Nomen: Joseph Gotthilf Benjamin Liebscher

[24] Kirchenbuch von Polleben 1786:

den 5. Juni starb der Hochwohlehrwürdige und hochgelehrte Herr Andreas Va­lentin Leberecht Schmidt, gewesener treu wachsamer und wohlverdienter Pastor allhier, welcher von 1752 - 1763 in Eißleben als Legaten Predi­ger gestanden, von hier aber nach Aalsdorf und Ziegelrode[24] vociret, wo Er diesen beiden Ge­meinden in aller Treue und Wachsamkeit vorgestanden, daß er im Seegen des Herrn gearbeitet und zur Belohnung seiner Treue und Ermunterung in den Fleiß und Treue seines Amtes von dem damaligen Churfürstlichen Eißlebischen Con­sistorio anno 1773 nach Polleben versetzt wurde, woselbst er bis an den Tag sei­nes Todes seinem Amte als ein treuer Wächter auf den Mauern Zions vorgestan­den und dem Rufe seines Gottes als ein Simeon folgte. Herr, nun läßest Du Dei­nen Diener in Frieden fahren. Den 8. dieses wurde dieser treue Arbeiter in den Weinbergen Gottes mit einer Leichenpre­digt und Abdankung öffentl. begraben. Er hinterließ eine Witwe und 7 unver­sorgte Kinder, als 3 Söhne und 4 Töchter. Er ist in Eißleben den 13. Sept. 1729 ge­bo­ren. Sein Vater war der damalige Stadtschreiber in der Altstadt Eisle­ben, nahmens Friedrich Leberecht Schmidt. Sein ganzes Alter war also 56 Jahr, 8 Monath. Die Krankheit betreffend, war selbige eine Verhärtung der Leber, wozu sich hemerodalisch Unkeln geselleten, und 3 Jahre hindurch, bei allen angewandten Curen, einen sichren Egel mit sich herumtragen mußte. Welche angreifende und ermattende Um­stände ihn doch nicht abhielten, seinem Amte, wo er nicht das Bett hüten mußte, treu fleißig vor­zustehen. Wie er denn auch auf Dom.Cantate in seinem Todesjahre noch ge­predigt und be­sonders seine Zuhörer an ihr Ende zu gedenken und sich drauf­selbigem vorzubereiten ermun­tert und auch besonders durch die Worte Simeons zum Grunde seiner Betrachtung gelegt, Herr, nun läßest du deinen Diener in Frieden fahren.

[25] Kirchenbuch von Polleben 1793: 10. Frau Catharina Elisabeth Liebscher, geb. Tänzer, weiland Herrn Johann Gottlob Liebschers, ge­wesenen Cantoris zu Holdenstedt hinterlaßene [25] ist, nachdem sie sich bey ihrem Sohne, dem hiesi­gen Cantor ein Vier­teljahr aufgehalten hatte, den 9. Decbr. an einer Brust-Kranckheit in einem Alter von 71 Jahr 8 Monath und 3 Tagen verstorben und den 13. Decbr. öffentlich mit einer Leichenpre­digt beerdigt worden.

25 Kirchenbuch von Polleben von 1828: 2. Herr Friedrich Christian Carl Ramdohr, geboren zu Aschersleben, sein Vater war Conrector daselbst, und zuletzt Pastor zu Groß-Schierstedt, seit 41 Jahren treuverdienter Pastor und Seelsorger allhier zu Polleben, luth. Conf., 67 J. 1 M. 15 T. Er hinterläßt eine Witwe und 8 Kinder, als 6 majorenn und 2 minorenn, er starb den 5. Jan. 1828 Mittags um 11 Uhr an der Lungensucht u. daraus entstand eine Wassersucht, begraben den 9. Jan. 1828 auf dem Stephani Kirchhof.

26Kirchenbuch von Polleben 1834: Johann Gottlob Liebscher, geb. zu Obergreißlau bei Weißenfels, Cantor emeritus, seit Ostern 1771 hier im Amte, ev. Konf. Alter 85 J. 10 M. 16 T., hinterläßt eine Gattin und 5 majorenne Kinder

gestorben den 30. Juli 1834 nachmittags 2 Uhr an Altersschwäche, dem Prediger Kästner durch die Totenfrau angezeigt, begraben auf dem St. Stephanikirchhofe am 1. August 1834

27Susanne Elisabeth Liebscher, geb. Heyse, weiland Herrn Johann Gottlob Liebschers, Cantoris emeri­tus allhier nachgelaßene Wittwe, Alter 82 J. 2 M. 18 T., gestorben den 6. Octobr. 1837 morgens 3 Uhr an Altersschwäche, begraben den 9. Octobr. auf dem Stephanikirchhof.

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