Der Direktor des Kölnischen Rheinzolls in Andernach Johann Friedrich von Mering (1685 – 1754) hatte drei Söhne: Matthias Heinrich, Franz Caspar und Matthias Melchior. Der älteste und der jüngste blieben am Rhein, bekleideten kölnische Ämter und heirateten standesgemäß.
Unser Vorfahr Franz Caspar von Mering hat den Stand seiner Brüder verlassen. Er wurde Offizier und brachte es nur zum Oberleutnant. Er heiratete eine arme Frau, wahrscheinlich eine Lehrerstochter, ohne "von" und ohne Vermögen. Und er starb so früh, dass sein einziger Sohn Franz Joseph keine Ausbildung bekam. Nach den Beobachtungen des Andernacher Hospitals wurde Franz Joseph zunächst Husar im preußischen Heer in Berlin. Dort begann sein Lotterleben, weswegen die Verwalter des Stiftungsvermögens von Andernach ihn zu den unwürdigen Armen zählten, dem sie nichts gaben.
Sie glaubten, er habe die Frau eines Bürgers entführt. Anna Maria Ziemer nennen sie immer seine Beischläferin. Ich fand aber die standesamtliche Hochzeit der beiden in Kirchheimbolanden. Allerdings war Anna Maria schon schwanger, aber vorher nicht verheiratet. Sie ist die Tochter eines Pächters und evangelisch. Eine kirchliche Eheschließung wäre wegen der Konfessionsverschiedenheit schwierig gewesen – aber 1799, im französischen Revolutionsstaat, sowieso unmöglich.
Die beiden gehen ein Jahr nach der Heirat, nämlich 1800, nach Kopenhagen, wo Franz Joseph als Gemeiner im Dänischen Leibregiment anfängt, aber zum Feldwebel aufsteigt. Das habe ich selbst im Kopenhagener Staatsarchiv im Stammbuch des Dänischen Leibregiments gelesen. Dort ist auch bezeugt, dass er vorher 6 Jahre in preußischen Diensten war.
Das Stammbuch verzeichnet nur 8 Jahre Dienst im Leibregiment. Die Familie von Mering mit inzwischen 6 Kindern verlässt aber Dänemark erst 1813. Da lässt sich Franz Joseph nämlich die Taufen seiner Kinder vom Österreichischen Botschaftssekretär beglaubigen. Sie sind vom 2., unsererm Vorfahren Franz Joseph an, alle katholisch getauft. Ob das älteste Kind, die Tochter Anna Johanetta, die sie schon aus Kirchheimbolanden mitbrachten, überhaupt getauft ist, weiß ich nicht.
Schon 1814 tauchen die von Merings in Mainz auf, das nach der Völkerschlacht bei Leipzig wieder deutsch ist. Sie ziehen bald nach Speyer um. Franz Joseph findet Arbeit bei der Straßenbehörde als berittener Hilfspolizist, genannt Chausseebereiter. Er soll die Fuhrleute hindern, mit zu schweren Lasten auf zu schmalen Rädern Spurrillen in die neuen napoleonischen Straßen zu fahren. Er ist sehr genau, er kassiert Anteile an den Strafen zusätzlich zu seinem Gehalt. Aber er wird 1816 wegen Bestechung angeklagt und in das Speyerer Gefängnis im Altpörtel eingesetzt. Natürlich leugnet er seine Schuld - und es bleibt von den Anklagen auch nicht viel Verifizierbares übrig. Die Akten vom Appellationsgericht Zweibrücken legen nahe zu denken, dass rachsüchtige Fuhrleute ihm eine Falle stellten und ihn, vielleicht weil er gerne trank, hereingelegt haben. Die Strafe ist relativ milde, am Pranger muss er nicht stehen. Der bayrische König als Landesherr der Pfalz begnadigt ihn.
Aber inzwischen ist seine Frau bei der 9. Geburt eines Kindes in Speyer gestorben, evangelisch begraben von der zuständigen Kirchengemeinde. Die Kinder sind im Armenhaus Frankenthal und Franz Mering findet offenbar keine neue Anstellung in dem armen, von den napoleonischen Kriegen noch arg beschädigten Land.
Die aufmerksamen, weil böswilligen Andernacher vermerken 1831, dass er noch lebe, aber als verkommener Trinker. Nach seinem Sterbeeintrag habe ich die ganze Gegend abgesucht, aber nichts gefunden. Seine älteste Tochter und sein ältester Sohn geben in ihren Heiratsakten an, nicht zu wissen, wo ihr Vater sich aufhalte.
Von diesem Mann und seiner tapferen Frau stammen alle lebenden von Merings in Deutschland und auch einige Merings ohne von. Viele davon sind immer noch katholisch, meine Brüder und ich sind seit unserm Großvater Carl die einzigen evangelischen von Merings.
Alle namentragenden von Merings in Amerika stammen von dem Professor in Halle Joseph von Mering, dem Diabetesforscher. Er ist der Nachkomme eines Onkels von Franz Joseph, namens Matthias Heinrich. Diese Bruderlinie hat mit dem Schwarzen Schaf nichts zu tun. Matthias heiratete reich und übernahm den Rittersitz Herl bei Mühlheim, zu dem ein Landratsmandat gehörte. Von da an nannte er sich Freiherr von Mering. Diesen Freiherrntitel trugen auch sein Sohn und sein Enkel, der Kölner Regionalhistoriker Everhard von Mering. Und sogar der Medizinprofessor in Halle wollte nicht auf den Titel verzichten. Erst in den USA ist der Titel wohl wieder verschwunden.
Ein Schwarzes Schaf gibt der Familie Kontur. Die Kinder von Franz Joseph von Mering haben sich sehr bemüht, wieder bürgerlich zu werden. Im Stammbaum der Merings, wie ihn der bekannte Genealoge der rheinischen und bergischen Geschlechter, Adolf Fahne, geschrieben hat, steht, dass Franz Caspar von Mering kinderlos gewesen sei. Aber das war er nicht! Sein Sohn Franz Joseph Caspar, getauft 1774 in Mainz-Kastel, hinterließ sechs lebende Kinder. Und die haben viele Nachkommen - und viele davon heißen von Mering.