Je älter man wird, desto mehr denkt man an seine Kindheit. Und zur Kindheit gehören Vater und Mutter.
Mein Vater Eberhard von Mering gehört nur zu meiner frühesten Kindheit, denn er starb als Soldat, als ich gerade 6 Jahre alt war.
Dass ich einen großen Schatz an Briefen von ihm besitze, die überwiegend an meine Mutter gerichtet sind, ist etwas Besonderes. Da gibt es nämlich nicht nur die Feldpostbriefe von 1940, 1943 und 1944, sondern auch Briefe aus 7 Jahren Verlobungszeit von 1931 bis 1937.
Diese Briefe hat meine Mutter in einem Karton verschlossen aufbewahrt, nie wieder gelesen, aber auch nicht zerstört und bei ihrem Tod im hohen Alter - nicht ganz freiwillig - uns hinterlassen.
Seit 2003 lese ich in diesen Briefen, schreibe viele von ihnen ab. Und versuche dabei, meinen unbekannten Vater kennenzulernen. Denn ein kleines Kind kann seinen Vater lieben, aber ihn kennen kann es nicht.
Es ist seltsam, als alte Frau die Liebesbriefe eines jungen Mannes zu lesen und zu wissen, dass es der eigene Vater ist.
Und vielleicht noch seltsamer ist es, diese Briefe jetzt für ein Archiv zusammen zu stellen.
Denn das tue ich. Das Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf ist bereit, die Originale dieses Zeitzeugen für die Jahre 1931 bis 1944 im Bestand 7NL 225 zu verwahren.
Der Familie bleiben meine Abschriften. Die Sütterlinschrift meines Vaters und erst recht die krause Gemischthandschrift meiner Mutter (15 verschiedene Schulen haben ihre Spuren hinterlassen!) kann die nächste Generation sowieso nur mit Mühe lesen. Dazu fehlt schon die Zeit. Eberhard von Mering ist der Urgroßvater der jetzt ins aktive Leben tretenden Generation!
Ich denke, ich habe mich richtig entschieden. Wer die Originale lesen will, muss sich im Archiv in Düsseldorf anmelden.