Diesmal wird Prof. Dr. Guido Giani, Emeritus der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und langjähriger Direktor des DDZ mit der Goldmedaille geehrt. Die feierliche Preisverleihung findet am 20. November dieses Jahres statt. Es wird wieder eine Laudatio und einen wissenschaftlichen Ehrenvortrag geben.

Und die von-Mering-Goldmedaille wird inmitten der Feiernden fotografiert.   Sehr gut kann ich es mir vorstellen. Dreimal bin ich Zeuge dieser Zeremonie gewesen, die unserer Familie zur Ehre gereicht, so wie sie dem Preisträger und der verleihenden Institution, dem DDZ, und ihrem Direktor Prof. Roden zur Ehre gereicht. Und ich bin auch beim 4. Mal sehr freundlich wieder eingeladen worden. 

Aber ich habe mich entschieden, nicht noch einmal nach Düsseldorf zu fahren. Auch Dankbarkeit muss nicht überdehnt werden. Ich freue mich, dass meine Biografie des Professors Josef von Mering so anerkannt wurde - obwohl ich doch seine medizinischen Leistungen gar nicht abschätzen konnte. Eine ganze Menge über das Wissensgebiet meines Verwandten in Halle habe ich erst bei diesen festlichen Ereignissen in Düsseldorf erfahren und sehr liebenswürdige Menschen kennengelernt. Aber aller guten Dinge sind drei. Dabei soll es bleiben. 

 

 

Der Familienforscher ist bemüht, jedem der Vorfahren gerecht zu werden. Grundsätzlich möchte ich niemanden ausschließen, im Gegenteil, jedem in seiner Zeit und an seinem Ort mit Respekt begegnen. Manchmal ist das ganz einfach, manchmal schwer. 

Mein Großvater, der Bildhauer und Modelleur Carl von Mering, hat schon seine Frau und seinen Sohn vor den Kopf gestoßen. Meine Großmutter und mein Vater waren erschrocken bis entsetzt, als er 1931 der NSDAP beitrat. Ich habe diesen Schritt als von Verzweiflung diktiert aufgefasst: er war seit langem arbeitslos und schrieb das der Politik des Weimarer Staates zu. Aber offenbar hat mein Vater das anders gesehen. 

Noch einmal möchte ich versuchen, meinem Großvater und seiner Haltung zum Dritten Reich nachzuspüren, anhand der überlieferten Fotos seiner Werke aus dieser Zeit. Dazu reise ich nach Rodenkirchen, dem kleinen Ort bei Köln am Rhein, wo er gelebt hat. Ich treffe mich mit Mitgliedern des Kleinen Runden Tisches von "Rodenkirchen erinnert sich" und dem Initiator dieser Gruppe Dr. Cornelius Steckner. Ich möchte von meinem Großvater erzählen und von den Rodenkirchnern hören, was sie in ihren Familien zur Kunst im Dritten Reich erinnern. Was wurde in der Schule, in der Kirche, im Ruderverein, im Karnevalsverein, in der Nachbarschaft, am Stammtisch und am Abendbrottisch der Familie dazu gesagt? Was war wichtig? Was galt als schön? 

Oder wurde geschwiegen? So wie heute geschwiegen wird? 

Ich bin gespannt.

 

 

Der Merinck, der 1553 in Köln Bürgerrecht erhielt, war ganz bestimmt Mitglied der römisch-katholischen Kirche. Anders hätte er sich in Köln, der katholischen Metropole, gar nicht niederlassen können. Zwei Domherren von Mering, ein Kaufmann und Bürger Hendrich Merinck, ein Medizin-Professor Theodor Meringh sind der Stolz der Familie. Und natürlich waren sie alle katholisch. Auch die Andernacher Merings sind katholisch wie ihr legitimer Nachkomme, der Professor Josef von Mering in Halle - mag er auch von sich behaupten, kein treuer Sohn seiner Kirche zu sein.

Aber wir, wir sind evangelisch. Und wie! Mein Vater und mein Bruder sind sogar evangelische Pastoren. Auch eine Nichte hat evangelische Theologie studiert. 

  Wie ist das gekommen? Es liegt an Philippine Allendorf, geboren am 02.05.1852 in Koblenz.

Sie hat die evangelische Trauung zur Bedingung ihrer Ehe mit Peter von Mering gemacht. Und offenbar wollte unser Vorfahr Peter die junge Philippine sehr gerne heiraten. 

Wo kommt Philippine Allendorf her? Ihr Vater war aus Artern in Sachsen-Anhalt und ganz selbstverständlich war er evangelisch. Ihre Mutter war aus Bacharach. Da war es weniger selbstverständlich. Aber ich halte gerade die Bacharacher evangelische Linie für eine starke Linie. Sie hatte Minderheitenerfahrung. Sie war gewohnt, sich gegen Mehrheiten durchzusetzen. Im überwiegend katholischen Koblenz, das  1873 schon viele konfessionsverschiedene Ehen aufwies, den katholischen Mann zur Trauung in der evangelischen Pfaffendorfer Kirche zu bewegen, wo keiner von den andern Merings sich blicken ließ - das war bestimmt nicht einfach. Aber Philippine wollte es so.

Nun mache ich mich auf die Suche nach Philippines mütterlicher Herkunft, meinen evangelischen Vorfahren am Rhein.   

 

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